Donnerstag, 12. April 2018

Jetzt mal alle Gefühle beiseite und ganz praktisch gedacht.
Was macht man mit 450 kg Fleisch?

Organisieren. Ich brauche einen Metzger möglichst nah vom Winterquartier, also wohl Freiamt, damit ich mit ihm hinlaufen kann. Ich brauche idealerweise jemanden, der sagt er nimmt die Hälfte vom Lothar. Denn dadurch bekäme ich einen Teil der Schlacht- und Weiterverarbeitungskosten wieder rein und es würde  die Menge des mir verbleibenden Fleisches auf überschaubare 225kg reduzieren.
Gibt es noch Gerbereien in Deutschland für das Fell? Und kann mir jemand den Schädel präparieren? Und will ich das alles überhaupt?

Im Februar also, als ich eh zum jährlichen Klauenschneiden im Schwarzwald bin,  fahre ich auch gleich beim ersten Metzger vorbei. Klingeln. Sprechen. Über Lothar, der eine Ware wird..

Interesse am Fleisch von Lothar ist keines Vorhanden. Auch bei drei anderen Metzgern nicht mit denen ich noch spreche. «Zu alt» heisst es überall. Irgendwas mache ich falsch. Mir geht es nicht um einen bestimmten Preis für sein Fleisch sondern um die Wertschätzung der Qualität. Ochsenfleisch welches sich über Kilometer und Kilometer geformt, gebildet, gestärkt hat.
Aber das interessiert nicht. Nur das Alter und das ist eben «zu alt».

Irgendwie würde es auch ohne einen Abnehmer gehen. Dann wird die ganze Aktion halt kostspielig. Ein Kilo Fleisch zu Salami verarbeiten kostet über 3 Euro. Das ganze mal 450...Aber andererseits wofür arbeite ich im Winter? Da kann ich mein Geld auch so einsetzten. Sinnvoll.
Die fertige Wurst, anderes als eine ganze Lothar Hälfte, kann ich nicht verkaufen. Die kann ich nur verschenken.
Aber dann findet sich doch noch jemanden. Mal wieder über den Freund, der mir eh bei so vielem zur Seite steht. Mit Traktor, Wiese und Gesprächen.
Eine Erleichterung.

So bin ich jetzt erst mal zufrieden mit dem Stand der Dinge. Gefühllos lässt es sich gut organisieren. Nur manchmal, wenn ich nicht aufpasse, will eine grosse Welle an Taurigkeit in mir aufsteigen. Doch das lass ich nicht zu und drücke dagegen. Noch ist nicht Zeit dafür.

Und wenn dann alles verarbeitet und gefertigt ist, das Fleisch, das Fell, der Schädel, ja dann geh ich wieder auf Tour. Mit dem Auto und Lothar im Kofferraum. Und besuche auf ein Neues einige Orte unserer vergangenen 6 Jahre. Und so wie Lothar mit der Kutsche Begegnung geschaffen hat, so wird nun noch einmal durch ihn Begegnung stattfinden.

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