Freitag, 22. Juli 2016

Eine Herde


Lothar war ja wieder ein Herdenlothar während ich in Ungarn war. Keine Arbeit, nette Kuhgesellschaft und viel Gras. Als ich ihn dann wieder von der Wiese holte lief er brav mit, doch es war eben wieder eine Trennung von einer Herde, was sich abends durch Unruhe und Stressfressen zeigte. Eine Situation, durch die er jedes Frühjahr durch muss. 
Diesmal konnte ich ihm aber sagen, dass er von jetzt an seine eigen Herde hat. Dass er nie mehr sich eine fremde Herde «ausleihen» muss über den Winter, um diesem Teil seiner selbst auch gerecht zu werden, sondern dass er von jetzt an immer seine eigene mit dabei hat, egal wo er ist.

Der erste Kontakt zwischen Lothar, Max und Milan verlief unspektakulär. Kurzes Riechen aneinander, doch dann war das Heu wieder wichtiger für Lothar als die neue Herde. Milan, der mutigere der beiden Kleinen wagte auch zu schnüffeln von der Seite, doch ein leichtes anheben des Hinterbeins von Lothar hat genügte, wieder den nötigen Abstand zu bekommen. Mehr Aufmerksamkeit als diese bekamen Max und Milan nicht in den ersten Tagen. Ich nehme mal an, dass das ganz normale Herdenstruktur ist, dass die kleinen zu unwesentlich sind im GrossenGanzen, um beachtet zu werden. Doch ganz stimmt das auch nicht, denn wenn ich die Beiden mal ohne ihn von der Wiese nehme, dann gibts ein grosses Gemuhe!


Max und Milan sind von ihrem Wesen her ziemlich dominant anderen Kühen gegenüber. Die zwei Rinder, mit denen sie zuerst auf der Weide waren, beide doppelt so alt wie sie, wurden von den kleinen Kerlen schön durch die Gegend gejagt. Und auch Milan habe ich schon gesehen, wie er ganz ruhig liegen blieb und Lothar über sich drüber steigen liess, anstatt aufzustehen und auszuweichen. Sehr untypisch für den Altersunterschied und den kurzen Zeitraum, den sie erst zusammen sind.

Von jetzt an gibts also ein Training zu dritt. Für Max und Milan steht jetzt an zu lernen neben oder hinter der Kutsche zu laufen, weder vor ihr, noch der Plane, noch vor Verkehr Angst zu haben. Und für Lothar? Auch er muss lernen, dass nicht jedes Kommando ihm gilt und dass er viel von der leeren Kutsche aus gelenkt wird, denn nur da hab ich den Überblick.


Dienstag, 19. Juli 2016

Wir sind da! Wir sind in Deutschland! Es ist geschafft!!

Auf einmal wars .....naja «leicht» ist übertrieben....sagen wir mal «möglich». Montag morgen kam mal wieder eine Absage vom Blutinstitut, dass es doch nicht möglich ist eine Vorrechnung zu bekommen (was heissen würde, dass es in Ungarn nicht möglich ist eine Blutuntersuchung innerhalb eines von der EU vorgeschriebenen Zeitraums zu bekommen). Doch am Nachmittag war sie dann doch plötzlich in meinem Posteingang und so schnell wies ging bezahlt und eine Email mit deren Bestätigung zurück auf dem Weg zum Blutinstitut.
Dann am Dienstag noch ein letztes mal WARTEN auf die Ergebnisse. Pessimistis eingestellt von all den vorhergehenden Wochen wollte ich nicht zu viel hoffen, doch Mittags waren sie da! Und - natürlich auch wichtig - alle mit negativem Ergebnis. Und dann gings  mit ihnen zum ersehnten Termin zum Amtstierarzt. Dieser quälte sich 1 1/2 Stunden mit den innereuropäischen Transportpapieren, wobei er auf sie bezogene Kommentare von sich gab, die lieber unübersetzt bleiben. Vor mir auf dem Tisch stand währendessen die ganze Zeit der Stempel, auf den es sowohl in den Tracespapieren, also auch in den Zirkuspapieren ankommt. Wie idiotisch, dass schlussendlich alles auf einem Stempel beruht. Zu gerne hätte ich ihn eingesteckt!!
Und dann, endlich, hatte ich das in der Hand wofür ich 2 1/2 Monate gewartet hatte: die Traces Zeugnisse und den EUROPÄISCHEN ZIRKUS UND DRESSURTIERAUSWEIS! Das bedeutet, dass sie völlig legal nach Deutschland eingeführt werden dürfen und dort und in den anderen europäischen Ländern reisen dürfen. Mein Freischein für die Zukunft sozusagen.
Vor dem Büro kam dann der erste Schwall der Erleichterung! Denn ohne diese zwei Papiere wär nichts gegangen.

Viel Zeit zum feiern blieb mir nicht, denn abends war schon der Transport angesetzt. Ich hatte zwar vormittags schon vorgepackt um das Warten zu überbrücken, doch blieb noch genug zurück. Die Kälbchen wurden dann vor aufziehenden gigantischen Gewitterwolken um Mitternacht verladen. Und waren Nachmittags um 4 in Deutschland!
Und ich nur eine Stunde später nachdem ich gleich nach ihnen losgefahren war aber ohne Schlaf nicht durchgehalten hatte.
Wir waren da, wir waren draussen, wir waren in Deutschland!!

Mein grosser Dank geht an den Transporteur Bela, der uns immer aufgefordert hat weiter und weiter und weiter zu probieren, sozusagen über die Ohnmacht hinaus zu arbeiten. Adrienn, der Tierärztin, für ihre Hilfe bei den Papieren und den Blutuntersuchungen und Bo, der mich so oft wieder aufgebaut hat mit seinen nicht enden wollenden Ideen was wir noch probieren könnten.

Also hier sind wir: Lothar, Max, Milan, Piz und Eva mit grosser Freude auf die Zukunft!

Willkommen in Deutschland ihr Zwei!



Im Nachhinein finde ich es ziemlich gruselig, wie schlecht es mir die letzten zwei Wochen in Ungarn ging und die Dimensionen der Erleichterung, als sie endlich in Deutschland waren. Die ganzen Gefühle waren so über übermächtig.
Auch ich kenne mich so nicht.
Nachdem ich die Kälbchen gut angekommen wusste, mich ausgeschlafen hatte und wieder zu Lothar bin um mit ihm die zwei Tage zu Max und Milan zu laufen, habe ich mir erstmal ein Feuer gemacht, mich von oben bis unten gewaschen und mich nachher mit einem Kaffee hingesetzt und in den Schwarzwald geschaut. Mit all dem drumherum: Lothar, der Kutsche, dem Zelt, dem Feuer, dem Panorama, der Still wusste ich wieder: Ja, DAS bin ICH.

Montag, 11. Juli 2016

Total fertig. Am Ende meiner Kräfte. Einfach nichts nichts nichts funktioniert. Egal was ich angehe in Sachen Transport verläuft ins Leere.
Was die Menschen sagen ist so oft entweder gelogen, oder Unwissenheit als Wahrheit ausgegeben. Auch wenn sie mir Sachen verprechen und ich extra 3 Stunden dafür hinfahre verpufft alles ins Leere und hinterlässt in mir eine Leere. Das Warten, die Unsicherheit, das ewige Hin und Her und dann doch nicht..., das viele Versuchen, der Zeitdruck und ich bin noch nicht mal nah am Ziel. Auf jeden Schritt Richtung Transport folgen zwei zurück. Wieder jemand abgesprungen, wieder jemand die falsche Information gegeben.
Ich vertrag das nicht. Ich bin nicht gebaut für so ein Leben wo ich von so vielen abhängig bin. Ich bin gebaut für ein ruhiges Leben, draussen und unterwegs mit meinem Ochsen.
Ich verstehs nicht, kanns mir nicht erklären und das Leben erklärts mir auch grad nicht.

Scheints hab ich mich irgendwo verloren. Am Besten geh ich mich erstmal suchen....