Dienstag, 29. Oktober 2013


Danke

Leben! 
Du hast mir einen wunderbaren Sommer gewährt. Viele Probleme auch, aber nichts hat überwogen. 
Ich liebe dich, Leben, du sorgst so gut für mich, du umhüllst mich und nährst mich. Breite ich meine Arme aus und springe, fängst du mich auf.
 Leben, ich danke dir. Ich danke dir für meinen dicken Lothar, meinem Lehrmeister der Langsamkeit und das, was wir zusammen geschafft haben. Ich danke dir für meine Piz, ihre Freude, Treue und Wärme im Zelt. Ich danke dir für jeden Finger, den du mir gereicht hast und für jeden Schutz, den du mir gewährt hast. Ich danke dir für die Natur, die wir durchwandern durften und für die netten Menschen, die wir trafen. 
Am meisten aber danke ich dir, Leben, für das Gefühl eins mit dir zu sein. Und dafür, das mich das Wasser trug. Dank sei dir. Du Leben. Du Kraft. Du Eins mit Allem. Du meine Liebe.

Geplant ungeplant


Mit Lothar und Piz und Kutsche unterwegs sein. Grobe Richtung: Westen. Bis es uns zu kalt wird oder Lothar das Futter ausgeht oder uns die Lust verlässt. Das waren die "Ziele" und Vorgaben für unsere Tour.
Staunend steh ich jetzt vor der abgeschlossenen Tour und was sich jetzt alles ergeben hat, wo ich jetzt bin, Lothar und Piz und wo wir sein werden über den Winter. Alles hat sich irgendwie gefügt und ist an seinen Platz gerutscht.  Von der Existenz der Menschen, wo Lothar jetzt im Winter steht, wusst ich im Frühjahr noch gar nicht. Und doch hätte es keinen besseren Platz für ihn gegeben, wenn ich ihn schon alleine lassen muss. 


Begreiffen tue ich die Tatsache noch nicht, dass durch absolutes Loslassen total viel Reichtum entsteht. Nur erfahren durfte ich es jetzt schon zum zweiten mal. 


Angst habe ich jetzt aber schon ein Bisserl vor der schnellen Welt und das sie mich wieder verschluckt und absorbiert und auch wieder schnell macht.

Abschied

Ab jetzt werd ich wohl nicht mehr viel veröffentlichen. Ab 1.11. starte ich meine Stelle in Davos. Lothar ist abgeliefert und verabschiedet. 
Nächstes Jahr geht es weiter. Es fühlt sich noch nicht fertig gereist an. Ich freue mich schon! Dann werde ich gleich von Anfang an weiterschreiben. 
Wer Bescheid bekommen möchte, ab wann der Blog wieder regelmässiger beschrieben werden wird, kann mir auch einfach eine Email (zyclotrop@gmx.de) zukommen lassen und wird dann von mir benachrichtigt.


Hier noch ein paar Abschiedsbilder vom Sommer: 

im neuen Winterkleid

Regencamp

Gefahren auf Wanderwegen. Lothar passte grad unter dem Baum durch, musst leicht in die Knie gehen. Die Kutsche steckte dann aber fest. Durchs Abladen der Fässer wurde sie wieder niedriger und so blieb uns ein schwieriger Wendeforgang im Wald erspart.







Die tägliche Auseinandersetzung mit wackelnden Klaueneisen

Der Beweis! Sind doch nicht 2,5!

Abschied von Lothar


Jetzt rückt der Tag des Abschieds näher. Und damit einher geht, dass ich es so richtig zu realisieren beginne, dass eine Trennung  von mir und Lothar bevorsteht. Was ich als so tolle Lösung empfand, fühlte sich auf einmal nicht mehr so toll an. Woher weiss ich, dass Lothar, der sich ja wirklich so viel Mühe gegeben hat über den Sommer, sich nicht abgestellt und verlassen vorkommt? Mal wieder, sozusagen, nach dem Platzwechsel von Berlin nach Ungarn? 5 Monate, fühlt sich auf einmal sooooo lang an für eine Trennung. Wie kann ich wissen, wie er das ganze verdaut? Fehler? Schmerzen.



- zwei Tage später -

Jetzt bin ich die letzten Tage zusammen mit ihm an seinem Winterquartier. Und schon ist alles gar nicht mehr so schlimm. Vor 5 Stunden durfte er zum ersten Mal zusammen mit den Kalbinnen auf die Wiese. Was für ein Schnüffeln hier und dort. Aber alles ruhig. Kein rumgelaufe, kämpfen oder ähnliches. Die Drei machten sich hauptsächlich alles dadurch aus, wie sie sich zueinander positinierten, ihren Kopf und v.a. die Hörner hielten. Kaum Körperkontakt. Was für ein Lehrstück! Nach 10 Minuten haben sie schon als neue Herde gegrast. Über den Nachmittag verteilt schaute ich ihnen ein paar mal zu. Sah die Drei immer zusammen in einem Areal grasen. Als ich später mir kurz seine Füsse ansah und ihn anband, muhte er schon ein Herden-Muhen in Richtung seiner neuen Gefährtinnen, ein solches, welches ich nicht zu hören bekam während des Sommer. Als ich ihn losband ging er sofort wieder zu ihnen rüber, als wär es die normalste Sache von der Welt. Es braucht nur ein paar wenige Minuten, um aus Lothar nicht mehr ein Einzeltier zu machen, sondern ein Teil einer Herde.  Da hat sich ganz schön was entspannt in mir. Diese Kühe können ihm soviel bieten, was ich ihm nie geben werden kann.
Trotzdem aber tuts weh die Trennung. Ziemlich. Zumindest für mich. 


Lothars neues Zuhause und die neue Herde

Schwieriges Thema

Ein für mich wirklich immer wieder schwieriges Thema meine Tour betreffend, muss ich auch noch am Schluss ansprechen.
Ich vermisste es so oft, dass so gut wie nie in Erwägung gezogen wurde, dass ich eine Privatperson bin, die vielleicht auch mal ihre Ruhe braucht und es nicht möchte, dass jeder ihrer Handgriffe aufs genaueste studiert wird. Allgemein galt der Satz "weil das sieht man ja so selten" als Freibrief für alles: von mich ungefragt zu fotgrafieren (nicht nur ein Foto, sondern auch gerne mal 10, Vorne, Hinten, Seite, Portrait...), mir bei allem zuzuschauen, mir unter die Plane der Kutsche zu schauen bis hin dazu, meine Bitte nicht zu fotografieren, oder meine Ruhe haben zu wollen, zu übergehen. 


Vielleicht hilft es sich vorzustellen, wenn einem kontinuierlich und ungefragt die Leute im Wohnzimmer stehen würden (über Monate! Tagtäglich!) um sich das tolle Erbstück von Oma anzusschauen mit der scheints all ihr Hadeln rechtfertigenden Begründung: sowas sehe man ja sonst sie.


So oft kam ich mir vor wie im Zoo. Wenn die Leute alles ins Detail beobachteten was ich tat und auspackte und kochte, ohne zu fragen oder sich zu denken, dass das ja schon auch privat ist.  Und wenn es dann mehr und mehr Menschen werden, weil da gibt es ja scheints was zu sehen!, dann wirds ganz schlimm. Körpersprache lesen? Fehlanzeige. Ich konnte mich wegdrehen, keinen Augenkontakt mehr halten und nur noch einsilbig antworten, die Leute bleiben weiter stehen und schauen, denn sowas werden sie ja nie wieder sehen.  Selbst verbal zu äussern, dass man viel überrannt worden ist von Menschen und sich jetzt auf ein bisschen Ruhe freut (was scheints immer noch zu diplomatisch ausgedrückt ist) , hilft nichts .


Es ist was anderes, wenn Menschen mit einer Offenheit und Berührtheit an mich herantreten, wenn ich spüre dass sich in ihnen was bewegt. Dann kann auch für beide Seiten ein bereicherndes Gespräch entstehen. Doch viel zu oft kommen die Menschen ohne Offenheit und nur zum Nehmen: das Bild von uns, die Geschichte, die Neuigkeit, die Sensation. 


Und so traurig stimmte es mich dann, wenn ich mich durch das viele Überrannt werden verschliessen musste, was ja die absolute Gegenbewegung zu dem ist, weshalb ich die Reise mache. Und schade war, dass ich manchmal dann schon so leergefragt und leerfotografiert worden bin, dass selbst wenn ich auf interessante oder offene Menschen traf, keine Kapazitäten mehr für ein Gespräch mit ihnen hatte. 






Schwierig ist es auch deshalb, weil ich ja nur auf Grund bin, der nicht meiner ist und ich mich ja auffällig fortbewege. Das ist mir schon klar. In den ersten zwei Monaten war es auch weniger eine Probelmatik für mich als später. Da hatte ich noch genug Energie. 

Für nächstes Jahr muss ich irgendwie lernen rechtzeitig die Bremse zu ziehen. Ich muss einen Weg finden im Positiven die Menschen ein bisschen mehr auf Abstand zu halten, BEVOR ich in ein Defizit mit meiner Energie komme. Wie das geht? Ich hab noch keine Ahnung.

Ausserhalb jeglicher Konkurenz

Heute waren wir Holzrücken. Zwei Noriker Pferde, drei Männern und wir. 
Die Noriker waren beeindruckend. So schwere Lasten zogen sie mit viel Feuer zugwillig aus dem Wald. Da kann man nur Staunen. Schnell ging es zu. Die Pferde so kraftvoll und tänzelnd und energievoll schmissen sie sich in ihr Kummet. Viel Holz wurde da aus dem Wald geschafft. Lasten, die ich einem Vieh nicht zugetraut hätte. Die Männer kamen ganz schön ins Schwitzen mit jeweils Anhängen, Entasten und mit dem Pferd das Holz zum Platz führen. 

Und Lothar und ich? Wir gingen auch Runde um Runde, mit kleineren Packen und mit langsameren Schritt. Mit Gewicht ging Lothar schon schneller, aber auf dem Rückweg wieder ganz ganz gemächlich. Nach jedem Holzabliefern wieder ganz ganz langsam die Wendung Richtung gefällte Bäume. Ins Schwitzen bin ich nicht gekommen. 


Wir sind da wie rausgefallen neben dem Schwitzen, der Energie, den Gewichten, den Stämmen, der Schnelligkeit. Oder irgendwie wieder reingefallen in unsere ganz andere Welt der Langsamkeit, der Ruhe. Können zwei Welten nebeneinander existieren? Heute war es für mich wie greifbar. 


Insgesamt war es eine schöne Zusammenarbeit zwischen den Menschen und den Tieren und den Tieren untereinander. Lothar hat viel mehr Stunden durchgehalten, weil er nicht das einzige Arbeitstier war. Das wirkte motivierend.

Freitag, 11. Oktober 2013

Winterquartier!


Es hat geklappt!!! Lothar Piz und ich haben ein Winterquartier.

Ich bin so überrascht und dankbar, wie viele tolle Angebote ich bekommen habe. Nie hätte ich das zu träumen gewagt, mussten doch so viele Faktoren stimmen! Lothar muss mit können, oder einen Platz haben, wo ich ihn ausgezeichnet versorgt weiss, Piz muss bei der Arbeit mit dabei sein können und der Zeitraum ist darüberhinaus ja auch noch festgelegt und begrenzt. Und Geld verdienen wollte ich ja auch, damit es weiter gehen kann.

Doch gegen all meine Erwartungen bekam ich viele Anrufe. Und so verschieden und zahlreich waren schlussendlich die Angebote. Berührt haben mich solche, wo die Menschen auf kleinem Raum noch mehr zusammengerückt wären, nur damit ich über den Winter auch noch ins Haus passe. Gefreut haben mich solche, wo klar war, ich kann das, was ich gerne mache tun, nämlich mit Viechern arbeiten, und das in Eigenregie.  Und wenn nicht nur mit Tieren, dann in Ergänzung mit Handwerk. Arbeitsplätze wurden extra für mich geschaffen. Nicht nur einer. Wie kann es sowas geben? So viel Dankbarkeit!!


Rausgelaufen ist es auf folgendes: Lothars und meine Wege werden sich für die nächsten Monate trennen. Das wird ganz schön schwer werden.

Denn ich werde auf den 1. November in die Schweiz gehen und in der Nähe von Davos 25 Stück Braunvieh und deren Nachzucht melken und versorgen, dazu noch 60 Hühner und 30 Schafe (Arbeit für Piz, die wird sich freuen). Möglich ist das nur daher, dass ich einen perfekten Platz für Lothar gefunden habe in Österreich. Er wird im Stall stehen mit zwei Murbodner Kalbinnen, die  gerade in Ausbildung sind. Nebenan stehen noch vier Pferde, drei davon Kaltblüter zum arbeiten. D.h. Lothar darf sogar was tun über den Winter und hoffentlich die Kalbinnen lehren, was es heisst ein erfahrener Zugochse/kuh zu sein. Also nicht nur für mich ist diese Lösung gut, sondern auch für deren Besitzer. Denn so einfach lernt es sich für ein junges Pferd oder eine junge Kuh, wenn es neben einem erfahrenen Zugtier herlaufen kann. Ich glaube nicht, dass ich Lothar an einen anderen Platz geben hätte können. Lieber hätte ich für weniger Geld in Österreich gearbeitet, ihn aber bei mir gewusst.

Alles scheint also darauf hinzudeuten, dass es ab Anfang April 2014 weiter gehen wird mit unserer Tour. Ich hätte keinerlei Einwände.


Jetzt erst einmal heisst es die letzten zwei Tourwochen zu geniessen. Und die Gesellschaft meines dicken, lieben, mittlerweile sehr bewinterfellten, wiederkäuenden Freundes! Es ist kalt, aber auch soooo schön!

Lothar macht sichs gemütlich

Gestern in der früh, ich wollt eigentlich ausschlafen mal, werde ich um 7 Uhr geweckt: "Lothar ist verschwunden"

Der Zaun liegt bei der Wasserstelle am Boden. Ich drehe mich im Kreis: wo kann er sein? Laufe um das Haus, überblicke die Lichtung, wo es steht, schaue zu dem Auslauf der Stallungen, schaue zum Heulager (Hunger?), zu den Pferden. Nichts. Verdammt. 


Wohin mag er sich orientiert haben? Wohl eher bergab als bergauf. Bergab ist aber der Heuplatz der Pferde, dort aber keine Spur. Sowas lässt Lothar doch nicht ungekostet und leergefressen links liegen. Ist er da vorbeigelaufen ohne stehenzubleiben, Spuren zu hinterlassen? Egal, ich laufe weiter runter, weil das die gefährlichere Seite ist, dort wohnen mehr Menschen und es gibt grosse Strassen, laufe durch den Wald, vielleicht war ihm ja Lust auf Brombeeren und Buschwerk, ich sehe sehr grosse Fussabrücke von einem schweren Tier im Morast. Aber es ist so duster noch dort in der früh. 

Weiter auf eine Wiese, den Hang runter, über den Bach zwecks besserer Aussicht, zu weissen Eseln (vielleicht hat er andere Gesellschaft gesucht?). Nichts. Weit und breit. 
Was tun? Polizei anrufen, was ist wenn Lothar auf menschliche Idioten trifft? Wieder hoch zu den Spuren. Und immer das Unverständnis im Kopf, was ihn dazu veranlasst haben konnte seine Herde zu verlassen, nicht mal am Heu der Pferde zu fressen und deren nachbarschaftliche Gesellschaft zu verlassen,  um durch den Wald zu spazieren? 

Ja, aber es scheinen Lothars Abdrücke zu sein, da höre ich es von oben rufen: "Eva!". Ich laufe zum Haus zurück: "Lothar ist hier", wird mir entgegengerufen, "ich bin nur den Kuhfladen von ihm gefolgt, das macht er ja alle 50m, er steht in der leeren Pferdebox, da hab ich ihm jetzt Heu gegeben!" Ich marschiere zum Stall, verschwitzt vom Hoch und Runter und den vielen Sorgen (mein Ox hat mich verlassen!), sehe Lothar, als wär das sein Platz, in der Box stehen und Heu fressen. Absolute Ruhe ausstrahlend und zufrieden. Er ist so unglaublich süss! Tausend Steine rollen von meinem Herzen runter. Er hat doch nicht das Weite gesucht. Er hat sichs nur nach seinen Vorstellungen gemütlicher gemacht.

Sonntag, 6. Oktober 2013

Nochmal mein Ochse

Lothar ist ein fünfjähriger dt. schwarzbuntes Niederungsrind - Ochse. Das ist die Großelternrasse zu dem heutigen Hochleistungs Milchvieh, dem Holstein-Frisian und noch ein Dreinutzungsrind, also für Milch, Fleisch und Arbeit. Gekauft habe ich ihn im März 2012 aus Berlin (mit U-Bahnanschluss :-) mit ca. 3 1/2 Jahren. 

Die Grundausbildung, die er dort erhalten hat war zum ganz grossen Teil fantastisch. Wenn er stand blieb er stehen. Zog wenn er ziehen sollte und hatte keine Angst vor Autos oder Traktoren. Das ist ziemlich viel wert. Auch jetzt staune ich immer noch über seine Ruhe bei starkem Verkehr. Neulich mussten wir mal wieder 300m Bundesstrasse laufen bei strömendem Regen. Starker Verkehr mit grossen Sattelschleppern die an uns vorbeibretterten und uns mit noch mehr Wasser bedeckten. Und was macht Lothar? Er läuft einfach. Meine ganze Aufmerksamkeit kann und muss ich bei Verkehr auf meine Hündin Piz legen, damit sie an der richtigen Stelle bleibt, also geschützt direkt neben Lothar auf der von Autos abgewandten Seite. Denn sie ist nicht so verkehrsicher, läuft mal doch einfach kopflos nach Vorne, oder schreckt sich vor zu lautem Lärm, weshalb ich da sehr vorrausschauend sein muss. Und das kann ich tun, weil ich einfach weiss: auf Lothar ist in dieser Hinsicht absoluter Verlass! Ein Traum im Strassenverkehr sozusagen.


Er war aber auch traumatisiert, weshalb er ja bei mir gelandet ist. Lothar hat sich ein Horn angebrochen (tendenziell muss man sagen, dass er einfach ein Unglücksrabe ist. Gibt es die Möglichkeit sich zu verletzten ergreift er sie), welches dann vom Tierarzt abgeschnitten werden musste. Davor oder danach hat es sich auch noch entzündet. Sprich, er muss über eine lange Zeit ziemliche Schmerzen im Kopf gehabt haben und natürlich kam auch immer noch ein Mensch, der dann noch an ihm rumdocktort, was er ja nicht einordnen kann. 


Seitdem ich ihn kenne würde ich ihn bezeichnen als einen Ochsen, der halt seine Arbeit macht, weil er daran gewöhnt ist und an sonsten vor Menschen eher Abstand nimmt und ihnen in erster Linie misstraut. Mit mir arbeitete er zwar, aber ich hatte eher den Eindruck aus Gewöhnung heraus und als sei das mir entgegebrachte Vertrauen eher auf sehr dünnem Eis gelagert. 


Ein Jahr machten wir uns miteinander vertraut, bis es dann im Mai losging. Ein Jahr, in dem wir viel miteinander arbeiten. Bis auf meine Arbeits"pause" in Deutschland, 6 Tage die Woche 1-2h, der Schnitt! In der Zeit lernte er auch ganz langsam mir seine Füsse zu geben, die er sonst nur zwangsweise im Klauenstand hergegeben hat. Auch einen Ort den er absolut hasst und in dem er schlechte Erfahrungen gemacht hat. #


Die ersten Monate des unterwegs seins war er wie immer. Introvertiert, nicht interessiert an anderen Menschen, auch nicht gross an mir. Fassten fremde Menschen ihn an (ungefragt natürlich) schüttelte er kräftig den Kopf, schnaubt und schon hatte er wieder seine Ruhe. Das habe ich ihm aber auch zugestanden. Nicht ein jeder muss ja ein Streicheltier sein. 


Nach zwei Monaten reisen begann Lothar sich zu verändern. Ganz langsam. Langsam begann er aus seinen Augen rauszukucken. Nahm seine Umgebung bewusster war, mich auch und andere Menschen. Nahm auch Kontakt zu ihnen auf. Dazu beigetragen hat das viele Fallobst, was er von den Menschen geschenkt und gefüttert bekommen hat. Dadurch war über einen langen Zeitraum der Mensch mit etwas sehr Positivem besetzt: APFEL. Und auf einmal lässt er sich auch wieder anfassen von andern Menschen, auch aus den unmöglichsten Richtungen kommend. So dass ich oft nur staunen kann. Staunen muss ich auch immer noch, wenn ich ihn jetzt mit offenen interessierten Augen über den Zaun schaun sehe, Menschen entgegen.


2 Jahre sind vergangen seid dem Unfall mit seinem Horn und so lange hat es für ihn gebraucht wieder aufzutauchen aus seinem Kopf. Zwei Jahre mit viel Arbeit, aber vor allem das gemeinsame Reisen hat ihm und natürlich auch uns, dabei wesentlich geholfen.

Wohlverdiente Ruhe!